Vernetzungsprojekt in Weisslingen - Naturschutz in der Landwirtschaft
Vernetzung und Ausbau von Lebensräumen zur Förderung der Artenvielfalt
Auszug aus dem Leitfaden Vernetzungsprojekte Kanton Zürich:
Was ist ein Vernetzungsprojekt?
Vernetzungsprojekte stützen sich auf die Direktzahlungsverordnung des Bundes. Sie haben zum Ziel, die natürliche Artenvielfalt zu erhalten und zu fördern, indem Biodiversitätsförderflächen (BFF) zu Gunsten ausgewählter Arten angelegt, aufgewertet und gepflegt werden. Vernetzungsprojekte behandeln schwerpunktmässig die landwirtschaftliche Nutzfläche und ihre biologische Vielfalt, es werden aber auch der Wald oder das Siedlungsgebiet in die Überlegungen mit einbezogen.
Ein Vernetzungsprojekt braucht eine Trägerschaft, welche in der Regel von einer Gemeinde übernommen wird, da diese über eine gute Organisationsstruktur verfügt. Projekte über mehrere Gemeinden ermöglichen Synergien und Einsparungen. Das Vernetzungsprojekt ist auf 8 Jahre ausgelegt und wird bei erfolgreicher Durchführung verlängert.
Warum ein Vernetzungsprojekt?
Ein Vernetzungsprojekt basiert auf Freiwilligkeit und bringt für alle Beteiligten Vorteile. Für die Gemeinde ist das Vernetzungsprojekt ein Instrument zur Förderung der Biodiversität, zur Mitgestaltung der Landschaft und auch ein Prestigegewinn. Für den Landwirt ermöglicht
das Vernetzungsprojekt den Bezug von Vernetzungsbeiträgen und er erhält eine umfassende Beratung zur Optimierung seiner Biodiversitätsförderflächen.
Wer soll gefördert werden in Weisslingen?
Das Umweltbüro Aquaterra GmbH hat für Weisslingen einen Plan erstellt, welche Tier- und Pflanzenarten gefördert werden sollen:
- Trauerschnäpper
- Gelbbauchunke
- Hauhechelbläuling
- Brauner Feuerfalter
- Violetter Silberfalter
- Himmelblauer Bläuling
- Silberscheckenfalter
- Kleiner Moorbläuling
- Kaisermantel
- Feldgrille
- Roesels-Beisschrecke
Dafür sollen bestimmte Lebensräume gefördert werden
- Halbtrockenrasen, trocken bis wechseltrocken, Trockene Salbei-Glatthaferwiesen und Extensiv-, Magerweiden auf trockenen Standorten
Aufrechte Trespe, Flaumhafer, Ochsenauge, Wiesen-Salbei, Gemeiner Wundklee, Hufeisenklee, Grossblütige Braunelle, Betonie, Kleine Bibernelle, Rundblättrige Glockenblume, Frühlings-, Bergsegge, Thymian, Skabiose, Golddistel, Büschel-Glockenblume, Echtes Labkraut, Zittergras, Frühlings-Schlüsselblume, Ästige Graslilie, Schlaffe Segge, Wirbeldost, Kleiner Wiesenknopf, Mittlerer Wegerich, Gewöhnliches Habichtskraut
- Grosseggenriede
Steife Segge, Sumpfsegge, Blasen-Segge, Gelbe
Schwertlilie, Sumpf-Haarstrang, Sumpf-Labkraut
- Hochstaudenriede, Kohldistel-Glatthaferwiesen, Kohldistelwiesen
Spierstaude, Gilbweiderich, Kuckucks-Lichtnelke, Kohldistel, Rote Waldnelke, Sumpf-Baldrian, Schlangen-Knöterich, Moor-Labkraut, Binsen-, Seggenarten, Herbstzeitlose, Wasserdost, Waldsimse, Blutweiderich, Sumpfdotterblume, Trollblume, Sumpf-Kratzdistel
Was machen die Landwirte in Weisslingen?
Für die Landwirte wurde durch ein Umweltbüro ein Massnahmenkatalog erarbeitet, mit dessen Hilfe auf ausgesuchten Flächen die Biodiversität verbessert werden soll. Diese Massnahmen umfassen:
- Einrichtung von Strukturen wie
- Asthaufen
- Steinhaufen
- Holzbeige
- Tümpel
- Hecken mit Dornensträuchern
- Nisthilfen für Vögel in Obstgärten
- Nisthilfen für Wildbienen
Die Strukturen helfen verschiedenen Arten. Asthaufen können Lebensraum für Hermelin und Wiesel sein, Steinhaufen werden von Eidechsen benötigt. In Holzbeigen leben alle möglichen Insekten, auch etliche Wildbienenarten.
- Mähen mit Messerbalken statt Kreiselmäher, damit Insekten nicht gehäckselt werden.
- Einrichtung von Rückzugsstreifen für Insekten beim Mähen
- Gestaffelte Mahd, um Insekten Raum zum Ausweichen zu geben und zu unterschiedlichen Zeiten blühende Pflanzen zu fördern.
- Krautsaum an Hecken, Gewässern und Waldrändern für Insekten und Kleintiere
- Bunt- oder Rotationsbrachen für Insekten und Vögel
Ablauf in Weisslingen
Bei der Gemeindeversammlung im Februar 2021 wurde dem Budget für die Erarbeitung des Vernetzungsprojekts (25’000 Franken) mit grosser Mehrheit zugestimmt. In der Zwischenzeit wurde das Projekt durch die Forst-, Landwirtschafts- und Naturschutzkommission gestartet und durch das Umweltberatungsbüro Aquaterra vorbereitet. Mögliche Flächen wurden kartiert, Ziel- und Leitarten, die man fördern will, erfasst und bestimmt und ökologische Fördergebiete definiert.
Im Dezember 2021, wurde die von Gemeinderat Pascal Martin (Ressortvorstand Forst-Landwirtschaft und Naturschutz) organisierte Informationsveranstaltung von rund 30 Landwirten und anderen Interessierten im Wisliger Widum besucht. An dieser Veranstaltung orientierte das von der Kommission beauftragte Büro Aquaterra GmbH mit Daniel und Raphael Winter aus erster Hand über das Projekt.
Im Vernetzungsprojekt bieten sich den Landwirten zahlreiche Möglichkeiten, durch verschiedene Massnahmen die Biodiversität zu fördern. Dadurch sollen bestehende Biodiversitätsförderflächen in der Gemeinde qualitativ aufgewertet und neue Flächen geschaffen werden. Die Teilnahme für die Landwirte ist freiwillig und sie können aus einem ganzen Katalog aus Massnahmen wählen. Die Rückmeldungen am Informationsanlass waren überwiegend positiv. Mehr als 80% der Weisslinger Landwirte beteiligen sich am Projekt.
Im Februar 2022 wurden in individuellen Beratungsgesprächen mögliche konkrete Massnahmen mit den einzelnen Landwirten besprochen und in Bewirtschaftungsverträgen für 4 Jahre festgehalten. Die Landwirte können mit einer Teilnahme am Projekt zusätzliche Vernetzungsbeiträge für ökologische Fördermassnahmen auslösen. Die Vernetzungsbeiträge, welche ausgelöst werden können, übersteigen bereits im ersten Jahr die Projektierungskosten. Den Grossteil (90%) der Kosten trägt der Bund. Die restlichen 10% teilen sich Kanton und Gemeinde. Der Löwenanteil für die Gemeinde waren die einmaligen Kosten für die Einrichtung des Projekts.
Das Projekt hat momentan eine Laufzeit von 4 Jahren (bis 2025), mit grosser Wahrscheinlichkeit kann es aber auch darüber hinaus verlängert werden. Dabei sind wir jedoch von der Agrarpolitik in Bern abhängig.
Wie's dann mal aussehen könnte...
sieht man zum Beispiel